Neukunden gewinnen – gezielt statt Gießkanne

Wer „Neukundengewinnung“ googelt, ist selten entspannt. Es gibt zu viel Lärm und zu wenig Wirkung. Also kein Theater: kurz prüfen, gezielt handeln, sauber messen. Das ist die ganze Idee. Keine Zaubertricks – ein System, das trägt.

Damit klar ist, wovon wir reden: Gießkanne heißt „überall ein bisschen, nirgends richtig“. Hier geht’s um Tropfbewässerung: dorthin, wo Wurzeln sind. Gezielt, sparsam, wirksam.

Die Kurzdiagnose: 10 Minuten, die Ordnung schaffen

Bevor eine Strategie der Neukundengewinnung losrollt, kommt ein kurzer Realitätscheck. Drei Antworten reichen – in Klartext, auf eine Seite:

  1. Wer soll wirklich vor dir stehen? Typ Kunde, Ticketgröße, Region, Dringlichkeit.
  2. Welches Ergebnis zählt? Kein Feature-Katalog, sondern ein greifbares Ziel (z. B. mehr qualifizierte Anfragen in einem realistischen Zeitfenster).
  3. Wo entsteht die Entscheidung? Suche, lokal, Empfehlungen, Branchenportale, Veranstaltungen, LinkedIn – die Wege sind je nach Markt unterschiedlich.

Ohne diese Notizen wird Neukunden akquirieren zum Ratespiel. Mit ihnen hast du einen Taktgeber für alle weiteren Schritte.

Zwei Schritte, die sofort Wirkung zeigen

Schritt 1 – Einstieg schärfen
Die obere Seite funktioniert wie ein Empfang, nicht wie ein Schaufenster. In fünf Sekunden muss klar sein: Für wen ist das? Was bekommt man hier? Wie geht’s los?
Direkt darunter ein kleiner Beleg, der sitzt: ein Satz, eine Zahl, ein O-Ton mit Kontext – ehrlich, greifbar, ohne Trommeln.

Schritt 2 – Reibung aus dem Erstkontakt
Der erste Schritt soll sich anfühlen wie ein Türgriff, nicht wie ein Drehkreuz.
Formular minimal: Name, E-Mail, eine Kurzfrage („Worum geht’s konkret?“). Alternativ ein Rückruf-Button oder ein kurzer Terminslot. Alles Weitere später.

Warum das wirkt: Orientierung schlägt Ornament, und Reibung frisst Conversion. Diese zwei Moves sind Maßnahmen der Kundengewinnung, die sich in Tagen messen lassen – nicht in Quartalen.

Drei Playbooks statt Maßnahmen-Bingo

Die meisten Situationen passen in drei Eimer. Such dir deinen Eimer aus und setz dieses Playbook um – eins nach dem anderen, nicht alles gleichzeitig.

Eimer A – Viele Besuche, wenige Kontakte

Ziel: aus Besuchern Gespräche machen.

Playbook Conversion

  • Above the fold: H1 mit klarem Nutzen, Unterzeile mit Zielgruppe, darunter der Beleg, rechts oder direkt darunter ein kurzer Einstieg (Button → schlankes Formular).
  • Geschwindigkeit: Ladezeit spürbar senken (Bilder komprimieren, Scripte aufräumen). Ladezeit ist eine rote Ampel – je länger sie rot bleibt, desto eher biegt man ab.
  • Ablaufbox: Start → Überblick → nächster Schritt, in drei ruhigen Zeilen.
  • Vertrauen: kurze Fallnotizen statt Logo-Tapete (Ausgangslage → Ansatz → Ergebnis in einem Satz).

Messpunkt
Kontakt-Rate ≥ 1,5 % auf Informations-Einstiegen und ≥ 3–5 % auf Angebotsseiten. Scrolltiefe: ≥ 60 % bis zum ersten CTA.

Eimer B – Viele Kontakte, aber die falschen

Ziel: weniger Lärm, mehr Passung.

Playbook Qualität

  • Für wen / nicht für wen als 2-Spalten-Block (max. 6 Punkte). Klare Kante spart Zeit – auf beiden Seiten.
  • Eine Quali-Frage ins Formular: „Was wäre in drei Monaten ein gutes Ergebnis?“ Die Antwort sortiert – ohne hart zu wirken.
  • Orientierung statt Cent-Preisen: drei Beispielpakete als Spannbreite (Ergebnis + Rahmen), damit Erwartungen sauber landen.
  • Interne Wege richten: Informationsartikel verlinken gezielt auf die passende Unterseite – nicht alles auf „Kontakt“.

Messpunkt
Quote Erstgespräch → Angebot ≥ 60 %, Angebot → Auftrag ≥ 30 %. Unpassende Anfragen gehen sichtbar runter.

Eimer C – Lokal unsichtbar

Ziel: in der Nähe gefunden werden.

Playbook Lokal

  • Google-Profil sauber: Hauptkategorie korrekt, Leistungen gepflegt, Öffnungszeiten realistisch, 3–5 echte Fotos (Arbeitsumfeld, Ergebnis, Team).
  • NAP-Konsistenz (Name-Adresse-Phone) auf Website, Profil, Impressum identisch.
  • Stadt- oder Regionsseite: klare H1 („Leistung in Ort“), kurzer Kontext, Leistungen als Liste, Karte/Anfahrt, 1–2 kurze O-Töne, ruhiger CTA.
  • Q&A im Profil: drei häufige Fragen seriös beantworten.

Messpunkt
Impressions und Anrufe/Klicks aus dem Profil steigen, erste lokale Anfragen in 4–6 Wochen – typisch für organische Sicht.

Wann Information wirklich Sinn macht (Blog-Posts etc.)

Informieren lohnt sich dann, wenn der Leser nicht mit „schön zu wissen“ wegklickt, sondern einen greifbaren nächsten Schritt sieht.

Heißt: Der Text beantwortet die Frage so konkret, dass danach nur eines offen bleibt: „Wie sieht das bei mir aus?“ — und genau dort bietest du eine kurze, individuelle Weiterhilfe an.

Woran du erkennst, dass der Artikel trägt:

  • Er benennt ein echtes Alltagsproblem in der Sprache des Lesers (ohne Fachjargon).
  • Er gibt eine Kurzantwort in 2–3 Sätzen und zeigt dann die Stellschrauben, die sich in der Praxis unterscheiden.
  • Er endet nicht mit „Mehr dazu im nächsten Post“, sondern mit einer ruhigen Einladung zum nächsten sinnvollen Schritt (z. B. ein kurzer Blick auf den konkreten Fall, ein kompakter Check, ein kleines Werkzeug....)
  • Der Nutzen der Weiterhilfe ist klarer als jeder Rabatt: Zeit sparen, Fehler vermeiden, schneller zur Entscheidung kommen.

Anzeigen, aber mit Plan (optional)

Bezahlte Suche kann ein sauberer Booster sein, wenn sie die Seite spiegelt, nicht überholt.

  • Enge Themen-Bündel statt Gießkanne. Anzeige und Einstiegsseite sprechen dieselbe Sprache (Wortnah = besserer Quality Score).
  • Retargeting als Erinnerung, nicht als Klingelterror.
  • LinkedIn Ads nur dann, wenn Entscheider dort wirklich entscheiden.

Das ist Akquirieren von Neukunden ohne Streuverlust: klein anfangen, sauber messen, ruhig hochdrehen.

Vier Messpunkte – mehr braucht es am Anfang nicht

  1. Klickrate der wichtigsten Seiten in der Suche (kommt jemand an?).
  2. Scrolltiefe & Formular-Conversion (kommt er durch?).
  3. Qualität der Anfragen (passt Thema/Budget?).
  4. Quoten entlang des Verkaufswegs (Gespräch → Angebot → Auftrag).

Zwei kleine +20-%-Hebel entlang dieser Kette schlagen den einen großen an nur einer Stelle. Mathematik statt Magie.

Ein Monat ohne Gießkanne – so läuft das ab

Woche eins bringt Ordnung: Kurzdiagnose auf eine Seite, Einstieg schärfen, kleiner Beleg, Türgriff-CTA.
In Woche zwei setzt du ein Playbook vollständig um (A, B oder C) – nicht drei halb.
Woche drei liefert einen Informationsartikel: Frage klar, Kurzantwort vorn, kleines Beispiel, ruhige Brücke.
Woche vier räumt lokale Sichtbarkeit auf und – nur wenn das Fundament steht – startet eine kleine, enge Suchkampagne.

Das ist der Unterschied zwischen Gießkanne und Tropfbewässerung: erst Wurzeln, dann Krone.